Joyce, Triest und die Creditanstalt: Die Familie Blum-Gentilomo, Böcklinstraße 8 (?) und 12 (ca. 1908-1929)

Triest, Canale Grande, 1914
Kosmopolitisch, multikonfessionell und pulsierend: Triest, Brücke über den Canal Grande, 1914. Foto: ÖNB.

Leopold Bloom, die durch Dublin wandelnde Hauptfigur des Ulysses, wurde also nach Ludwig Blum-Gentilomo benannt.
John McCourt, viele Jahre Professor an der Universität von Triest und nun an der Universität Rom III lehrend, ist dieser Meinung. Es habe mehrere Blums in Triest gegeben, so McCourt in seinem auf intensiver Recherche basierenden Buch The Years of Bloom: James Joyce in Trieste 1904-1920, doch jener Blum, den Joyce »am ehesten gekannt haben könnte«, wäre »Luis«, ein Geschäftspartner von Leopoldo Popper, gewesen. Daher: Leopold Bloom.

Was ist mit Molly Bloom?
Faszinierende Entdeckung: Ein wichtiges Detail ihrer Biographie führt möglicherweise zu Bianca Blum-Gentilomo, Ludwigs Gattin.

Schildere die diesbezügliche Ausgangslage.
Joyces virtuoses Jonglieren mit dem Namen »Blum«: Im Ulysses finden wir Bloom (Leopold und Molly), Virág (das ungarische Wort für Blume, Nachname von Leopolds Vater Rudolph) und Flower (das englische Wort für Blume, Leopolds Pseudonym).

Stammte Ludwig Blums Vater aus Ungarn?
Ja.

Kümmere dich nun um Bianca. Trage alles zusammen, was derzeit an Informationen über sie verfügbar ist. Destilliere daraus das Wesentliche.
Bianca Blum-Gentilomo, geboren 1881 in Triest, war offenbar befreundet mit Bruno Walter. Bedeutender Dirigent, enger Mitarbeiter von Gustav Mahler.

Welchen Beruf übt Molly Bloom aus?
Sie ist Sopranistin.

War Nora Barnacle, Joyces Lebensgefährtin, deren Persönlichkeit zweifellos ein Gerüst dieser Romanfigur bildet, Sängerin?
Nein.

Krame in deinen musikwissenschaftlichen Unterlagen und forsche nach einer Sopranistin, deren Name der Joyce’schen Codierung entspricht.
Signora Blume, Deutsche, geboren 1843, sehr erfolgreich vor allem auf italienischen Bühnen. Ihr Vorname war: Bianca.

Hat Joyce hier also rund um das Ehepaar Ludwig und Bianca Blum-Gentilomo ein Vexierspiel geschaffen?
Es ist denkbar und nicht unrealistisch.

Erzähle mehr über Ludwig Blum.
1865 in Budapest geboren. Mosaisch. Ständiges Pendeln zwischen Triest und der Wiener Wohnung in der Böcklinstraße. Nahm im Oktober 1906 auf Wunsch seines Schwiegervaters den Namen Gentilomo an (Verzeichnis in der Synagoge von Triest. Quelle: McCourt. Anm.). In diversen Schriften firmiert er ab nun unter Ludwig Blum-Gentilomo, Luis Blum-Gentilomo, Louis Blum-Gentilomo, Ludwig Gentilomo-Blum. Mann aus Budapest, Mann aus Triest, Mann aus Wien. Partner von Leopoldo Popper in der Adriatica Speditions AG (Triest).

Liefere Details zu Leopoldo Poppers Familie.
Vater von Amalia, die von Joyce unterrichtet wurde. Amalia: Nach wie vor engagierte Diskussionen, ob sie es war, die der Ire in seinem erotisch aufgeladenen Text Giacomo Joyce literarisch verewigt hatte.

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Verein der Freunde asiatischer Kunst und Kultur in Wien, Mitgliederliste 1931

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Im Wiener Grand Hotel: Der lebensfrohe Großindustrielle Erich Lederer.

Wie schon im Text zum Neuen Wiener Tattersall erwähnt, spielte der von Melanie Stiassny angetriebene Verein der Freunde asiatischer Kunst und Kultur in Wien während der Zwischenkriegszeit eine wichtige Rolle im wissenschaftlichen Leben der Donaumetropole. Im hier vorliegenden Mitgliederverzeichnis aus dem Jahr 1931 findet man neben Ferdinand Bloch-Bauer unter anderem auch den Großindustriellen Erich Lederer, der einst von Egon Schiele porträtiert wurde – ein Bonvivant, so Klaus Albrecht Schröder in seiner Hommage an diesen bedeutenden Mäzen der Albertina. Lederer wohnte, wie man sieht, im Grand Hotel am Kärntner Ring – dort, an der Bar, wurde 1931 auch das Foto rechts aufgenommen. Ebenfalls im Mitgliederverzeichnis gelistet werden überdies die Architekten Josef Hoffmann und Josef Frank; der Philosoph Heinrich Gomperz; der blutjunge und später weltberühmte Kunsthistoriker Ernst Gombrich; die Klimt-Sammlerin Serena Lederer, Erichs Mutter; der im Schloss Hetzendorf residierende Geiger Bronislaw Huberman, ein Superstar seiner Zeit und Gründer des Israel Philharmonic Orchestra; Graf Karl Lanckoronski, der faszinierende Kunstsammler, dessen eindrucksvolles Landstrasser Palais nach 1945 leider abgerissen wurde; Max Fleischer, der 1927 im Zsolnay-Verlag mit Der Porzellanpavillon Nachdichtungen chinesischer Lyrik veröffentlicht hatte; ausserdem, mit Bezug zum Pratercottage, Carla Schlesinger (Neuer Wiener Tattersall), Hilda Heriot-Rothschild, Hugo Blau, Wilhelm (von) Junck sowie Fritz Löw-Beer, der Enkel von Heinrich und Bertha Wiedmann. Und viele, viele andere, deren Biographien oft tragisch verlaufen sind: Ein erheblicher Teil der im Mitgliederverzeichnis angeführten Personen musste nach dem »Anschluss« emigrieren oder wurde im Holocaust ermordet.

VORSTAND

Präsident: Univ. Prof. Dr. Arthur (von) ROSTHORN, Gesandter a. D.
Vizepräsidenten: Hofrat Dr. August SCHESTAG, Dr. Melanie STIASSNY und Alexander (Fürst) THURN UND TAXIS
Schriftführer: Univ. Prof. Dr. Robert (Baron) HEINE-GELDERN
Schatzmeister: Herr Alfred CZUCZKA
Ausschussräte: Herren Dr. Ernst BUSCHBECK, Kustos am Kunsthistor. Staatsmuseum, Univ.-Prof. Dr. Viktor CHRISTIAN, Dr. Richard ERNST, Direktor des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, Alexander FÖRSTER, Univ.-Prof. Hofrat Dr. Michael HABERLANDT, Univ.-Prof. Hofrat Dr. Eugen OBERHUMMER

STIFTER

BUNDESMINISTERIUM FÜR HANDEL UND VERKEHR, Wien I, Stubenring 1
BUNDESMINISTERIUM FÜR UNTERRICHT, Wien I, Minoritenplatz 5
Präsident Ferdinand BLOCH-BAUER, Wien I, Elisabethstraße 18
Sir Percival DAVID, Friar Park, Hanley on Thames
Mr. G. EUMORFOPOULOS, London SW. 7, Chelsea Embankment
GEMEINDE WIEN
Baron Eduard von der HEYDT, Berlin W., Behrensstraße 8
Exzellenz Y. L. HWANG, ehemals Gesandter der Republik China
Herr Dr. Ingenieur Herbert von KLEMPERER, Berlin W., Victoriastraße 1
Herr Erich LEDERER, Wien I, Grand Hotel
Frau Serena LEDERER, Wien I, Bartensteingasse 8
Herr Rudolf NETTEL, Wien III, Salesianergasse 31
Exzellenz Morié OHNO, kaiserl.-japanischer Gesandter und bevollmächtigter Minister,
Wien III, Kölblgasse 1
Kommerzialrat Ernst POLLAK, Wien I, Weihburggasse 30
Mr. Oscar C. RAPHAEL, London W., 5a Mount Street
Antoine (Graf) SEILERN, Wien IV, Brahmsplatz 1
Fräulein Klara Steiner, Wien I, Zedlitzgasse 8
Alexander (Fürst) THURN UND TAXIS, Wien IV, Viktorgasse 5a
VEREIN DER MUSEUMSFREUNDE, Wien III, Reisnerstraße 32
Univ.-Prof. Dr. J. Ph. VOGEL, Leiden, Noordendplein 4a
Herr Sandor WOLF, Wien I, Falkestraße 6

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Spurensuche im Neuen Wiener Tattersall: Die Tragödie der Familie Schlesinger, Schüttelstraße 19a/Böcklinstraße 24 (1885-1938)

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Diese Aufnahme entstand am 19. März 1927: Teilnehmer des sogenannten Schlusskarussells, einer Reitsportveranstaltung, versammeln sich vor dem Neuen Wiener Tattersall. Im Hintergrund ist die Rustenschacherallee mit dem Clubhaus des Wiener Parkclubs zu sehen.

Loos kannte den jüdischen Besitzer des Tattersalls. Meine Mutter ging mit Loos zu ihm und brachte den Kaufpreis. Ich hatte kürzlich die Windsbraut an einen Hamburger Apotheker verkauft; die Summe genügte gerade für ein Pferd.
Oskar Kokoschka, Mein Leben. Bruckmann, 1971

Als Ann M. Lingg, wohnhaft im New Yorker Stadtteil Manhattan, im Mai 1995 verstarb, war dies für die New York Times Anlass, dazu eine Meldung ins Blatt zu rücken: Sie veröffentlichte einen kurzen Nachruf auf die renommierte Musikwissenschaftlerin, die unter anderem für das Magazin der Metropolitan Opera schrieb. Doch die Wurzeln der so Gewürdigten befinden sich in Wien: Ann M. Lingg – das war Anny Schlesinger, geboren in der Donaumetropole, Enkelin von Wilhelm Schlesinger, dem k.u.k. Hoflieferanten, Pferdehändler und Besitzer des Neuen Wiener Tattersalls in der Schüttelstraße 19a. Lingg, verheiratete Lessner, war von 1956 bis 1978 als letztes Familienmitglied Miteigentümerin dieser Liegenschaft, die im 19. Jahrhundert von ihren Vorfahren erworben wurde. Das Haus Nr. 19a – es zählt zu den ältesten Gebäuden im Pratercottage und beherbergte einst auch eines der bevorzugten Reitinstitute des Wiener Bürgertums, – lässt sich mit der österreichischen Kultur- und Geistesgeschichte verknüpfen, ist ebenso jedoch überschattet von Enteignung und seltsamen Vorgängen in der heimischen Nachkriegsjustiz. Selbst ein späterer Bundespräsident findet sich in den Akten. All diese losen Erzählstränge, sie sollen nun zusammengeführt werden.

Rechts: Der imposante Neue Wiener Tattersall am Donaukanal. (Foto: Archiv Schatek)

Morgens ritt er, zweimal wöchentlich, und musste dazu weit fahren, bis in die Gegend seines ehemaligen Gymnasiums; dort war der Tattersall, in der Nähe des Praters. Hier hatte Ernst das Reiten erst richtig erlernt, mit sechzehn, als er 1909 in die siebente Gymnasialklasse aufrückte.
Heimito von Doderer, Der Grenzwald

Im Oktober 1885 wurde die p.t. Leserschaft des Bautechnikers, einer Fachzeitschrift für das Ingenieurswesen, mit aufschlussreichen Informationen versorgt. Nicht nur planten die Gebrüder Thonet Renovierungen an ihrem Haus Kaiser-Josefstraße 40 (heute: Heinestraße) vorzunehmen, nein: auch Wilhelm Schlesinger wälzte große Pläne – er hatte um die Bewilligung für einen Hausbau in der Schüttelstraße angesucht.

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Wagner, Vogue und Jesuitenwiese: Rositta Gutmann, Rustenschacherallee Nr. 28; Nr. 32-36; Nr. 40 und Böcklinstraße Nr. 55 (1912-1938)

Kühle Grandezza, umflort von Melancholie: Rositta Gutmann in der deutschen Vogue vom April 1929. Foto: Edith Barakovich.

Ende der 1920er Jahre wagte der renommierte US-Verlag Condé Nast ein Experiment: Sein Style-Flaggschiff, die Modezeitschrift Vogue, sollte nun auch in einer deutschen Ausgabe erscheinen. Die Redaktion wurde, wenig überraschend, im pulsierenden Berlin angesiedelt und das erste Magazin im April 1928 auf den Markt gebracht. Exakt ein Jahr später, am 10. April 1929, erschien man mit einem Heft, das schwerpunktmäßig neuen Autos und cooler Hutmode gewidmet war. Dem entsprechend zeigte auch Pierre Morgues Coverillustration eine sehr selbstbewusste Frau am Steuer. Dies bildete also den Rahmen für obiges Portrait von Rositta Gutmann, das auf Seite 8 zu finden ist. Geschaffen wurde es von Edith Barakovich (geb. 1896 in Zemun, damals ein Grenzort der Donaumonarchie, heute ein Stadtbezirk von Belgrad), jener jungen talentierten Wiener Fotografin, die gemeinsam u. a. mit Trude Fleischmann und ihrer Lehrmeisterin Dora Kallmus (Madame d’Ora) die traditionell männliche Szene der heimischen Lichtbildner seit längerem heftig durcheinander wirbelte. Barakovich, deren Atelier sich in Wien 4, Prinz-Eugen-Straße 30 befand, muss diese Veröffentlichung jedenfalls zu ihren Karrierehöhepunkten gezählt haben – für die Vogue (deren dt. Version Teile der US-Ausgabe übernahm) fotografierten bekanntlich internationale Stars wie Edward Steichen und George Hoyningen-Huené.

Wie lange sich die Fotografin und ihr Modell kannten, ist unklar. Durchforstet man Zeitschriften der 1920 Jahre (Moderne Welt, Frisierkunst der Mode, etc.), so findet man etwa eine Aufnahme, die Barakovich um 1927 von Anna Lucia und Maria Habig angefertigt hat, den Nichten von Hans Emil Gutmann, Rosittas Ehemann. Es sind Fotografien, die von einer Welt erzählen, die zertrümmert werden würde: Zehn Jahre, nachdem das Porträt in der Vogue erschien, lebten beide Frauen nicht mehr in Wien. Edith Barakovich war mit ihrem Gatten, dem Drehbuchautor Paul Frank, 1938 nach Frankreich emigriert und wird 1940 in Marokko, einer weiteren Fluchtstation, Selbstmord begehen. Rositta Gutmann, Mitglied einer der berühmtesten jüdischen Familien Mitteleuropas, wohnte seit Februar 1938 in Genf. Sie sollte nicht mehr in die Rustenschacherallee zurückkehren.

Blick auf die Jesuitenwiese

Es war eine Straße, die sie schon seit langem kannte. 1912, noch vor dem 1. Weltkrieg, hatte sich Rositta Ungar-Wiener (man beachte den Doppelnamen!) in ihrem an der Jesuitenwiese gelegenen Haus Rustenschacherallee 40 angesiedelt. Drei Jahre später heiratete sie, die 1882 im galizischen Tarnopol als Tochter von Saul und Regina Wiener geboren wurde, in zweiter Ehe Hans Emil Ritter von Gutmann, neun Jahre jünger, Enkel von David Ritter von Gutmann, einer der »Kohlenbarone« also, wie die Gutmanns in Wien genannt wurden.

Das wirtschaftlich erfolgreichste Brüderpaar der Donaumonarchie: Wilhelm (1826-1895) und David Ritter von Gutmann (1834-1912).

Es würde hier zu weit führen, die gesamten wirtschaftlichen Aktivitäten dieser sehr reichen, sehr mächtigen Familie aufzulisten (sie umfassten Bergbau ebenso wie Bankgeschäfte), erwähnt werden soll allerdings das soziale Engagement: Die Gutmanns unterstützten nicht nur Rudolfinerhaus und Poliklinik mit hohen Beträgen, sondern wirkten auch, gemeinsam mit der ihr eng verbundenen Familie Rothschild, mittels Spenden (an die Kaiser-Franz-Joseph-I.-Jubiläumsstiftung für Volkswohnungen und Wohlfahrtseinrichtungen) an der Errichtung des damals hochmodernen, 1905 eröffneten Männerwohnheims in der Brigittenauer Meldemannstraße mit. Dass jener Mann, der später an der Spitze des NS-Terrorregimes stand, ausgerechnet dort von 1910-1913 wohnte (Details dazu sind nachzulesen in Brigitte Hamanns Hitlers Wien), mutet angesichts der Nazi-Gewalt, die über das Pratercottage niederbrach, besonders trist an: nicht nur lebten in der Rustenschacherallee mehrere Mitglieder der Familie, sondern in der (heute stark veränderten) Villa Böcklinstraße 35 überdies auch Bertha Wiedmann, eine Nichte von David und Wilhelm von Gutmann, und ihr Gatte Heinrich, der Prokurist des Konzerns Gebrüder Gutmann (die beiden waren übrigens Großeltern von Grete Tugendhat).

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Die Kunstsammler in der Pratervilla. Leo und Helene Hecht, Laufbergergasse 12 (1930-1938)

Links: Balthasar Riepp, Salomon und die Königin von Saba. Rechts: Die Villa Hecht, vormals Villa Harnoncourt, in der Laufbergergasse. Die Aufnahme stammt aus 1891.

Der Firmensitz befand sich in der Hinteren Zollamtstraße, im Eckhaus Nr. 9. Es war ein quirliges Viertel, mit den Landstraßer Markthallen, dem nahen Hauptgebäude der Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft, dem wuchtigen, vis-a-vis emporragenden Hauptzollamt, der Radetzkyschule auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Unter die unzähligen Jugendlichen, die, ausgerüstet mit Taschen, Lexika und Jausenbroten, fröhlich lärmend diese Gassen bevölkerten, reihte bis zu seiner Matura 1929 auch Bruno Kreisky. Aber er, der in seinem Büro saß und sich mit langen Zahlenkolonnen beschäftigte, mit Einnahmen und Ausgaben, mit Kauf und Verkauf, hatte vermutlich kein Auge für den hoffnungsvollen Nachwuchs. Er war ein viel beschäftigter Mann, ein erfolgreicher Großhändler für Leder und Felle, der zudem seine Aufgabe als Vize-Präsident der Häute- und Felle-Industrie korrekt wahrzunehmen trachtete.

Bis 1930 hatte er in der Weyrgasse 6 gelebt, in einem repräsentativen, den Esteplatz begrenzenden Gründerzeit-Bau. Der Fußweg zu seinem Büro war unaufwändig gewesen, nur zehn Minuten, nicht mehr. Doch auch das neue Heim, das er nun mit seiner Frau bewohnte, war durchaus im näheren Umkreis angesiedelt. Am Rande des Praters gelegen, präsentierte sich die Villa umgeben von sattem Grün, und er musste nur die Franzensbrücke überqueren, um zu seiner Arbeitsstätte zu gelangen – Leo Hecht (geb. 1880 in Budapest) und seine Gattin Helene (geb. 1892 in Wien) hatten endlich den perfekten Wohnsitz für sich gefunden. Hier würden sie alt werden und ihren Lebensabend ungestört genießen können. Im Garten standen jedenfalls Fauteuils aus orange gefärbten Eisen bereit, um sich an lauen Sommertagen zu entspannen und dem Zwitschern der Vögel zuzuhören.

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Die Mühle am Schüttel, vor 1900

Rathauskorrespondenz, 13. 7. 1951: Gleichenfeier am Donaukanal
"Auf der großen Baustelle am Donaukanal, zwischen der Schüttelstraße und Böcklinstraße, wo sich einst die Schöller'sche Dampfmühle befand, fand heute die Gleichenfeier eines großen Wohnhausbaues der Stadt Wien statt. Auf der rund 5.000 m2 großen Fläche, die jedoch nur zur Hälfte verbaut wird, werden 252 Wohnungen nach den Plänen der Arbeitsgemeinschaft Arch.Ing. Oskar Payer und Dipl.-Arch.Karl Hauschka errichtet."