Was vom Tage übrig blieb. Villa Putz, Sportklubstraße 8 (1933)

Im Gefolge von »Zeitgeist« und »Angst« bürgert sich im angelsächsischen Raum nun offenbar ein weiteres deutsches Lehnwort ein: »Ruinenlust«. Man findet es gelegentlich in Kunstzeitschriften und dort vorwiegend in Texten, die sich mit der derzeit geradezu spengleresken Faszination an Niedergang und Verfall auseinandersetzen. Paradebeispiel dafür ist die intensive Beschäftigung mit Detroit, dessen verlassene, schaurig-schöne Gebäude die Phantasie offenbar auf exzeptionelle Weise zu entzünden vermögen (siehe dazu etwa Julien Temples hervorragende Doku für die BBC). Auch auf der Plattform Pinterest entdeckt man unzählige Boards, die mit »Ruins« (Ruinen), »Decay« (Verfall) oder »Abandoned« (Verlassen) betitelt sind und eifrig mit Fotos befüllt werden.

Das vor sich hindämmernde Haus in der Sportklubstraße 8 reiht sich hier wunderbar ein. Vor einigen Jahren konnte man noch einen Zettel sehen, der an einem Baum nahe dem Gartentor (und neben dem Eingang zum nun der Angewandten als Expositur dienenden Wotruba-Atelier) befestigt war. Das Anwesen sei unverkäuflich, jegliche Fragen dazu wären zwecklos, war darauf sinngemäß zu lesen. Damals befand sich das verlassene Gebäude im Besitz eines Mannes, dessen Name auf eine bekannte österreichische Industriellenfamilie aus dem Textilbereich verweist. Diesen Zettel gibt es wahrscheinlich noch immer, doch der Garten ist mittlerweile zu verwachsen, um seiner ansichtig zu werden. … WEITERLESEN.