Spaziergang in der Prater-Topothek

Was wäre ich übrigens ohne die Prater-Topothek? Auf dieser großartigen digitalen Plattform sind fast dreitausend (!), ab 1850 angefertigte Fotografien online abrufbar. Die Präzision der Tags muss man besonders lobend erwähnen: Selbst das Schlagwort »Feuermauer« ist gelistet.

http://prater.topothek.at

Hier zum Beispiel eine Aufnahme der Realschule am Schüttel (später: Bundeskonvikt, nun: Danube International School), die 1929 versendet wurde:

schüttelstrasse-realschule
Foto: Archiv Schatek.

Elias Canetti und Carl Goldmark in der Josef-Gall-Gasse 5, 1913-1915

Unser Haus war das Eckhaus der Joseph-Gall-Gasse, Nr. 5, wir wohnten im zweiten Stock, zu unserer Linken trennte ein unbebauter Platz, der nicht sehr groß war, das Haus von der Prinzenallee, die schon zum Prater gehörte. Die Zimmer gingen teils auf die Joseph-Gall-Gasse, teils nach Westen auf den unbebauten Platz und die Bäume des Praters. An der Ecke befand sich ein runder Balkon, der die beiden Seiten verband. Von ihm aus sahen wir den Untergang der Sonne, die uns rot und groß sehr vertraut wurde und meinen kleinsten Bruder Georg auf eine besondere Weise anzog. (…)

Georg, Elias, Mathilde und Nissim Canetti

Einen Stock tiefer, genau unter uns, wohnte der Komponist Carl Goldmark, ein kleiner, zarter Mann mit schöngescheitelten, weißen Haaren zu beiden Seiten seines dunklen Gesichts. (…)
Am Tage des Begräbnisses war die Joseph-Gall-Gasse schwarz von Fiakern und Menschen. Wir sahen von oben aus dem Fenster zu, wir dachten, dass kein Fleckchen unten mehr frei sei, aber es kamen immer neue Fiaker und Menschen dazu und fanden doch Platz. „Wo kommen die nur alle her?“ „Das ist so, wenn ein berühmter Mann stirbt“, sagte Paula. „Die wollen ihm alle das letzte Geleit geben. Die haben seine Musik so gern.“
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