Meldezettel Jenny Adler-Herzmark und Max Adler, Schüttelstraße 15a (heute Schüttelstraße 13; 1909)

(Quelle: WStLA, Historische Meldeunterlagen, K11: Adler Max, 15.1.1873; CC BY-NC-ND 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de)

Jenny Adler-Herzmark und Max Adler im Wien Geschichte Wiki:
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Jenny_Adler
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Max_Adler_(Soziologe)

Schönbergs Lehrmeister: Oskar Adler, Franzensbrückenstraße 22 (1907-1914)

»Warum ist das so furchtbar laut???«
Wir schreiben das Jahr 1967 und befinden uns in Swinging London. Hans Keller, BBC-Star mit unverkennbarem Wiener Akzent und fraglos der einflussreichste Musikkritiker Großbritanniens, starrt ratlos auf seine jugendlichen Gäste. Diese hatten eben einen sehr psychedelischen Auftritt absolviert und saßen nun, bunt gewandet und in Erwartung eines drohenden Tribunals, vor dem erbarmungslosen Schönberg-Experten und Hohepriester der Klassik. Die Verständnislosigkeit zwischen den beiden Konfliktparteien – Hans Keller und Pink Floyd nämlich – beruhte, man kann es via Youtube überprüfen, auf Gegenseitigkeit, eine Annäherung der konträren Positionen war in dieser mittlerweile legendären Sendung definitiv nicht möglich.

Arzt, Astrologe, Musiker, Schönberg-Freund und Bruder eines führenden Austro-Marxisten: Oskar Adler (1875-1955).

Was aber hat dieser Zusammenprall der Welten mit dem Pratercottage zu tun? Nun, wir werden es im Laufe des Textes enthüllen. Vorerst begeben wir uns ins Jahr 1908, in die Franzensbrückenstraße 22, in ein hoch aufragendes Gründerzeithaus. Dort wohnte der Arzt Oskar Adler (geb. 1875 in Wien), Bruder des kantianisch geprägten Austro-Marxisten Max Adler sowie Jugendfreund und musikalischer Guru von Arnold Schönberg. »Durch ihn erfuhr ich zum ersten Mal, dass es so etwas wie eine musikalische Theorie überhaupt gibt«, erklärte Schönberg später. »Er leitete meine ersten Versuche nach ihren Gesetzen, erweckte mein Interesse in Poesie und Philosophie, und besonders muss ich sagen, dass all mein Wissen von Musik, zu dieser Zeit, vom gemeinsamen Musizieren kam . . . Er war zu dieser Zeit bereits ein ausgezeichneter Violinist.« Quasi um die Ecke und fast in Adlers Sichtweite wiederum – nur der Donaukanal musste überquert werden – residierte in der Oberen Weißgerberstraße 16 der Komponist und Dirigent Alexander von Zemlinsky, ein enger Freund sowohl des Arztes als auch von Schönberg. Zemlinskys Schwester Mathilde war mit letzterem zudem verheiratet, doch geriet die Ehe just in jenem Jahr in schwere Turbulenzen: Mathilde hatte einen Geliebten; dieser, der hoch talentierte Maler Richard Gerstl, beging im November auf spektakuläre Weise Selbstmord, indem er sich ein Messer in den Körper stieß und vor einem Spiegel erhängte. Es war eine katastrophale Situation für alle Beteiligten, wobei Schönbergs Freunde Adler und Zemlinsky dem betrogenen Gatten vermutlich nur bedingt Trost spenden konnten.

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