Franz Wacik: Marineschauspiel im Schützengraben, Prater (1916)

Marine-Schauspiel, Schützengraben im Prater
Foto: BNF.

Wie andere renommierte österreichische Grafiker, darunter etwa der einzigartige, unvergleichliche Julius Klinger (Bildmaterial), fertigte, siehe obige Arbeit, auch Franz Wacik während des 1. Weltkrieges Propagandamaterial im Auftrag des k.u.k. Kriegspressequartiers an. Eine Auswahl seiner Illustrationen für das Wiener humoristische Magazin Die Muskete präsentiert übrigens der US-amerikanische Blog 50 Watts; ebendort, im Rahmen eines Beitrages über historische österreichische Kinderbücher, ist zudem eines seiner diesbezüglichen Coverdesigns abgebildet.

»Dir, lieber Stern und Mathilden«. Ottilie Hirschl-Porges-Natter, Schüttelstraße 3

Ottilie Hirschl-Porges-Natter
Ottilie Hirschl-Porges-Natter, 1850-1926.
Heinrich Porges
Richard Wagners enger Mitarbeiter, Ottilie Hirschls Schwager, Heinrich Natters Freund: Der Musikwissenschafter Heinrich Porges.

Vor kurzem erwarb ich in einem meiner Lieblingsantiquariate jene Monografie über den Bildhauer Heinrich Natter (1844-1892), die seine Witwe Ottilie im Jahr 1914 veröffentlicht hatte. Ottilie, die Tochter des hier schon erwähnten Industriellen Moritz (Moriz) Hirschl, hatte das von mir erstandene Exemplar offenbar ihrer Schwägerin Mathilde Stern sowie deren Mann Samuel, einem renommierten Wiener Mediziner (1830-1915; siehe Eintrag im Biographischen Lexikon der Akademie der Wissenschaften), geschenkt und auch eine diesbezügliche Widmung verfasst. Ich muss gestehen, dass ich sehr bewegt war, als ich die Widmung las und mich gleichzeitig gefragt habe, wie denn dieses Buch überhaupt in Umlauf gekommen war, bzw. welche Vorbesitzer es hatte. Vielleicht meldet sich ja nun auf Grund dieses Blogbeitrages jemand, der über die Geschichte dieses speziellen Buches Bescheid weiß. In gewisser Weise jedenfalls ist Ottilie Hirschl, die am Schüttel aufgewachsen war und hier auch mit Heinrich Natter gelebt hatte, mit meinem Buch nun wieder in dieses Viertel, das sie sehr geliebt hatte (»Unser liebes, freundliches ›Schüttelhaus‹ – an der Ecke zur Franzensbrücke«, schrieb sie), zurückgekehrt.

Mathilde Stern, der diese Monografie also verehrt wurde, war die Schwester von Ottilies … WEITERLESEN.

Exkurs: 16, Place Vendôme, Paris. Auf der Suche nach dem Wiener Starfotografen Franz Löwy (1883-1949)

Franz Löwy: Die Wiener Tänzerin Ossy Rondyer
Die Wiener Tänzerin mit ihren Lieblingen: Das für Franz Löwy sehr typische Porträt von Ossy Rondyer erschien im August 1928 im Magazin Frisierkunst der Mode.

[Anmerkung: Ob der Wiener Fotograf Franz Löwy, dessen Arbeiten die heimischen Lifestyle-Zeitschriften vor dem »Anschluss« in erheblichem Maße prägten, eine nähere Beziehung zum Pratercottage hatte – ich weiß es nicht. Wiewohl: Ja, er war vermutlich mit Emil Mayer gut bekannt. Dieser Artikel jedenfalls entstand im Bemühen, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, da zu Löwys Dependance in Paris sowie zu seinem Schicksal nach 1938 bis dato kaum Informationen auffindbar waren.]

Ein Text über 16, Place Vendôme könnte durchaus um Henry Miller kreisen. In diesem Fall hätten wir ein nobles Pariser Gebäude, angesiedelt an einem der teuersten Plätze der Seine-Metropole, sowie einen in der Montparnasse-Bohème verankerten US-Schriftsteller – und dennoch würde besagte Abhandlung auch nach Wien führen. Wir könnten, falls wir an komplizierten biographischen Querverweisen interessiert wären, sogar den wilden William S. Burroughs ins Spiel bringen, ebenso Nabokov mit seiner Lolita. Wir könnten Seite um Seite füllen mit ambitionierten Analysen zu erotischer Belletristik im 20. Jahrhundert, zur Geschichte ausufernder Literaturskandale, zu umstrittenen Verlegern, empörten Journalisten und erfreuten Lesern. Kurz: Wir könnten uns … WEITERLESEN.

Denkschrift des Vereines zur Unterstützung mittelloser israelitischer Studierender in Wien: Arnold Ascher, Laufbergergasse 8/Böcklinstraße 2 (ca. 1906–1938)

Eigentlich war er ja in die Fußstapfen seines Schwiegervaters getreten. Schon Moriz Friedländer, der bedeutende Religionsphilosoph, hatte als Generalsekretär der von Baron Maurice de Hirsch, einem Förderer von Kronprinz Rudolf, initiierten karitativen Stiftung agiert. Nun erfüllt Arnold Ascher diese Aufgabe und bemüht sich intensiv um die finanzielle Unterstützung ärmlicher Landstriche in der Donaumonarchie, namentlich in Galizien und der Bukowina. Parallel dazu engagiert sich der fleißige Jurist und Bruder des Komponisten Leo Ascher überdies in der jüdischen Vereinigung B’nai B’rith. Letztere findet sich prominent auch in einer schön gestalteten Denkschrift aus dem Jahr 1911 wieder, die sich auf Stipendien für jüdische Studenten in Wien bezieht, wohl dank Aschers tatkräftiger Mitwirkung entstand und einen von ihm verfassten, ganzseitigen Artikel enthält. Sein Beitrag wird hier umrahmt von Texten, Zeichnungen und musikalischen Skizzen, die Sigmund Freud, Arthur Schnitzler (und auch sein Bruder), Vater und Sohn Korngold, Wilhelm Jerusalem, die Maler Jehudo Epstein, Isidor Kaufmann, Lazar Krestin und Emil Ranzenhofer, der renommierte Chemiker Adolf Lieben, der Neurologe Moriz Benedikt, der Orientalist David Heinrich Müller oder auch der Talmud-Experte Samuel Krauss (seine Tochter wohnte übrigens in der Böcklinstraße) zu diesem Anlass beisteuerten. Schwiegervater Moriz sowie Arnolds »Nachbarn«, Bruder … WEITERLESEN.

Joyce, Triest und die Creditanstalt: Die Familie Blum-Gentilomo, Böcklinstraße 8 (?) und 12 (ca. 1908-1929)

Triest, Canale Grande, 1914
Kosmopolitisch, multikonfessionell und pulsierend: Triest, Brücke über den Canal Grande, 1914. Foto: ÖNB.

Leopold Bloom, die durch Dublin wandelnde Hauptfigur des Ulysses, wurde also nach Ludwig Blum-Gentilomo benannt.
John McCourt, viele Jahre Professor an der Universität von Triest und nun an der Universität Rom III lehrend, ist dieser Meinung. Es habe mehrere Blums in Triest gegeben, so McCourt in seinem auf intensiver Recherche basierenden Buch The Years of Bloom: James Joyce in Trieste 1904-1920, doch jener Blum, den Joyce »am ehesten gekannt haben könnte«, wäre »Luis«, ein Geschäftspartner von Leopoldo Popper, gewesen. Daher: Leopold Bloom.

Was ist mit Molly Bloom?
Faszinierende Entdeckung: Ein wichtiges Detail ihrer Biographie führt möglicherweise zu Bianca Blum-Gentilomo, Ludwigs Gattin.

Schildere die diesbezügliche Ausgangslage.
Joyces virtuoses Jonglieren mit dem Namen »Blum«: Im Ulysses finden wir Bloom (Leopold und Molly), Virág (das ungarische Wort für Blume, Nachname von Leopolds Vater Rudolph) und Flower (das englische Wort für Blume, Leopolds Pseudonym).

Stammte Ludwig Blums Vater aus Ungarn?
Ja.

Kümmere dich nun um Bianca. Trage alles zusammen, was derzeit an Informationen über sie verfügbar ist. Destilliere daraus das Wesentliche.
Bianca Blum-Gentilomo, geboren 1881 in Triest, war offenbar befreundet mit Bruno Walter. Bedeutender Dirigent, enger Mitarbeiter von Gustav … WEITERLESEN.