»Dir, lieber Stern und Mathilden«. Ottilie Hirschl-Porges-Natter, Schüttelstraße 3

Ottilie Hirschl-Porges-Natter
Ottilie Hirschl-Porges-Natter, 1850-1926.
Heinrich Porges
Richard Wagners enger Mitarbeiter, Ottilie Hirschls Schwager, Heinrich Natters Freund: Der Musikwissenschafter Heinrich Porges.

Vor kurzem erwarb ich in einem meiner Lieblingsantiquariate jene Monografie über den Bildhauer Heinrich Natter (1844-1892), die seine Witwe Ottilie im Jahr 1914 veröffentlicht hatte. Ottilie, die Tochter des hier schon erwähnten Industriellen Moritz (Moriz) Hirschl, hatte das von mir erstandene Exemplar offenbar ihrer Schwägerin Mathilde Stern sowie deren Mann Samuel, einem renommierten Wiener Mediziner (1830-1915; siehe Eintrag im Biographischen Lexikon der Akademie der Wissenschaften), geschenkt und auch eine diesbezügliche Widmung verfasst. Ich muss gestehen, dass ich sehr bewegt war, als ich die Widmung las und mich gleichzeitig gefragt habe, wie denn dieses Buch überhaupt in Umlauf gekommen war, bzw. welche Vorbesitzer es hatte. Vielleicht meldet sich ja nun auf Grund dieses Blogbeitrages jemand, der über die Geschichte dieses speziellen Buches Bescheid weiß. In gewisser Weise jedenfalls ist Ottilie Hirschl, die am Schüttel aufgewachsen war und hier auch mit Heinrich Natter gelebt hatte, mit meinem Buch nun wieder in dieses Viertel, das sie sehr geliebt hatte (»Unser liebes, freundliches ›Schüttelhaus‹ – an der Ecke zur Franzensbrücke«, schrieb sie), zurückgekehrt.

Mathilde Stern, der diese Monografie also verehrt wurde, war die Schwester von Ottilies erstem Gatten Friedrich Porges, einem in Wien sehr bekannten Arzt, der – es wurde hier schon erwähnt – jung verstorben war. Heinrich Natter, ihren zweiten Gatten, hatte Ottilie kurz nach dem Tod ihres Mannes näher kennen gelernt, im Frühsommer bzw. Sommer 1872, als sie Friedrichs Bruder Heinrich Porges, jenen Musikwissenschafter also, der zu Richard Wagners engstem Umfeld zählte, in Bayern besuchte (die beiden Männer waren befreundet). Auch der Sohn von Mathilde und Samuel Stern, Richard Stöhr (geb. Stern), würde sich übrigens der Musik zuwenden – der Komponist war bis zu seiner Flucht in die USA, nach dem »Anschluss«, einer der berühmtesten Wiener Musikpädagogen; im erzwungenen Exil unterrichtete er danach unter anderem Leonard Bernstein.

Ottilie Hirschl-Widmung
»Euch beiden, Dir lieber Stern und Mathilden, in treuer Freundschaft«: Ottilie Natters handschriftliche Widmung in der von ihr verfassten Monografie über ihren Mann Heinrich Natter.

Mathilde Stern, die einstige Besitzerin meines Buches, verschied 1918. In der Sammlung des Belvedere befindet sich, neben einem Bildnis von Samuel Stern, ein faszinierendes, ebenfalls von Anton Romako geschaffenes Porträt von ihr, das mit 1889 datiert ist. Derzeit ist das Gemälde in Mailand zu sehen, in der großen Retrospektive zu Gustav Klimt: Die umfassende Ausstellung im Palazzo Reale (über 100 Werke), eine Kooperation mit dem Belvedere, läuft noch bis 13. Juli 2014.

Porträt Mathilde Stern von Anton Romako
Faszinierend: Anton Romakos Porträt von Mathilde Stern, das sich in der Sammlung des Belvedere befindet und mit 1889 datiert ist.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Sanne

    Liebe Eva-Maria,
    wie immer sehr sehr interessant. Gibst Du Dein Lieblingsantiquariat preis. Ich lasse ich meine Finger.
    Herzlich – S

  2. Sanne

    … soll heißen, Ich lasse meine Finger von allem, was mit dem Pratercottage zu tun hat. LG S

  3. Eva Maria Mandl

    Liebe Sanne,

    ich stöbere gerne im Antiquariat Schleifer (Ecke Löwengasse/Rudolf von Alt-Platz, 1030 Wien), ein sympathisches Geschäft mit entspannter Atmosphäre – und ein Ort für unvermutete Entdeckungen. Dort hab‘ ich auch Ottilie Natters Buch erworben. Im Antiquariat Andreas Moser (beim Schottentor) wiederum wird grad ein ganz bestimmtes Buch von Rudolf von Larisch zum Verkauf angeboten, das ich sehr gerne hätte…

    Danke auch für Deinen Hinweis, dass die Kommentare nur bruchstückhaft erscheinen! Es gab ein Problem mit zwei Plugins – nun sollte wieder alles funktionieren (hoffentlich).

    Herzlich,
    Eva

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