Dorothea Zeemann und die Rotundenbrücke

Wir (Dorothea Zeemann und Heimito von Doderer, Anm.) gehen über die alte Brücke von Florenz, wir gehen durch ein Bild in ein Bild, wir kennen das als schön und alt, und ich sage Arno, und ich sage Flüsse und Städte und Donau und Sophienbrücke – die Brücke unserer Kindheit -, sie heisst jetzt anders, ist nicht berühmt, aber doch grüner Fluß und Ufer und weiter Blick und eine Luft, die anders ist – eine nicht ganz so alte Brücke…
(Aus: Jungfrau und Reptil. Leben zwischen 1945 und 1972. Suhrkamp, 1982)

Was vom Tage übrig blieb. Villa Putz, Sportklubstraße 8 (1933)

Im Gefolge von »Zeitgeist« und »Angst« bürgert sich im angelsächsischen Raum nun offenbar ein weiteres deutsches Lehnwort ein: »Ruinenlust«. Man findet es gelegentlich in Kunstzeitschriften und dort vorwiegend in Texten, die sich mit der derzeit geradezu spengleresken Faszination an Niedergang und Verfall auseinandersetzen. Paradebeispiel dafür ist die intensive Beschäftigung mit Detroit, dessen verlassene, schaurig-schöne Gebäude die Phantasie offenbar auf exzeptionelle Weise zu entzünden vermögen (siehe dazu etwa Julien Temples hervorragende Doku für die BBC). Auch auf der Plattform Pinterest entdeckt man unzählige Boards, die mit »Ruins« (Ruinen), »Decay« (Verfall) oder »Abandoned« (Verlassen) betitelt sind und eifrig mit Fotos befüllt werden.

Das vor sich hindämmernde Haus in der Sportklubstraße 8 reiht sich hier wunderbar ein. Vor einigen Jahren konnte man noch einen Zettel sehen, der an einem Baum nahe dem Gartentor (und neben dem Eingang zum nun der Angewandten als Expositur dienenden Wotruba-Atelier) befestigt war. Das Anwesen sei unverkäuflich, jegliche Fragen dazu wären zwecklos, war darauf sinngemäß zu lesen. Damals befand sich das verlassene Gebäude im Besitz eines Mannes, dessen Name auf eine bekannte österreichische Industriellenfamilie aus dem Textilbereich verweist. Diesen Zettel gibt es wahrscheinlich noch immer, doch der Garten ist mittlerweile zu verwachsen, um seiner ansichtig zu werden. … WEITERLESEN.

Jakob Degen fliegt im Prater, 1808

Degens Flugmaschine

Dem Menschen, dessen Geist schon so vieles erfand, musste wohl schon der Gedanke kommen, den Flug der Vögel durch künstliche Flügel nachzuahmen, um sich so mit Leichtigkeit in die unermesslichen Räume der Luft zu erheben. Vor kurzem hat nun ein geschickter Uhrmacher in Wien, Herr Jakob Degen, glückliche Versuche gemacht, mit künstlichen Flügeln sich in die Luft zu schwingen. Diesen Künstler und seine Flugmaschine sehen wir hier (Fig. 1.) abgebildet. – Hr. Degen verfertigte sich nämlich zwei herzförmig gefaltete Flügel (wovon Fig. 2. die Ansicht von oben gibt) von feinem mit Firniss getränktem Papiere, welche 116 Quadratfuß an Oberfläche enthalten, und eine Länge von 10 Fuß haben. Der Elasticität wegen durchzog der Künstler das Ganze mit Streifen von Schilfrohr, welche durch seidne Schnüre verbunden sind. Der Körper des Fliegenden steht, wie wir hier sehen, zwischen den Flügeln aufrecht, und ist durch mehrere Bambusröhre (aa) mit der Maschine verbunden. Die Hände (bb) bewegen die gekrümmte Stange, wodurch der Flügelschlag in wagerechter Richtung auf und abwärts bewirkt wird. Den ersten Versuch machte Hr. Degen im Frühjahr 1808 in dem Reithause zu Wien, wo er vermittelst eines Gegengewichtes, das durch eine Schnur (d) befestigt

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Interieur Villa Hériot, Rustenschacherallee 30 (1931)

Hier regiert das Bauhaus: Der minimalistische Wintergarten der Villa Hériot wurde mit Stahlrohrmöbel von Marcel Breuer bestückt.
Das »Große Wohnzimmer«. Links im Bild ist eine altchinesische Ruheliege (Pappelholz, vergoldet) zu sehen. An der mit einer Basttapete bespannten Wand hinter der Couch schuf Auguste-Olympe Hériot, ein passionierter und vielgereister Sammler, Platz für zwei Plastiken. Die Glastür rechts führt zum Wintergarten.
Das Speisezimmer. In der Tischplatte spiegelt sich die Wandmalerei von Hilde Jesser, einer bedeutenden Vertreterin der Wiener Werkstätte. Der Samtvorhang war aprikosenfarbig, der Bodenbelag amarantrot.
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Die Bibliothek. Hier ist ebenfalls Wandmalerei vertreten. Im Hintergrund grüßen auffällig drapierte Luftballons.
Freundlicher Empfang: Die Kleiderablage wurde mit Zebranoholz vertäfelt.
Blick ins Herrenzimmer. Prominent im Mittelpunkt des Raums: Der Barschrank aus Rio-Palisander. Die Couchgarnitur war mit tabakgelbem Kalbsleder überzogen.
Das »Badezimmer des Herrn«. Architekt Fritz Reichl verkleidete die Wände mit gelbem Gussglas und wählte Gummi als Bodenbelag.