Der Maler als Architekt: Rustenschacherallee 30, 1907

Foto: Der Architekt, 1907

Hier sehen wir eine jener Villen, deren mutwillige Zerstörung nun wohl nicht mehr so einfach möglich wäre. Entworfen wurde sie von Oskar Laske (1874-1951), einem der bekanntesten bildenden Künstler des frühen 20. Jahrhunderts und Mitglied von Secession und Künstlerhaus. Werke dieses der  Satire nicht abgeneigten Mannes befinden sich nun unter anderem im Besitz der Albertina. Bevor der in Czernowitz geborene Laske sich ganz der Malerei und Grafik widmete (und darin auch gelegentlich die Absurdität der menschlichen Existenz erforschte), machte er, der bei Otto Wagner studiert hatte, als Architekt im damals pulsierenden Wien von sich reden, so etwa durch das prachtvolle Jugendstil-Haus Zum weißen Engel mit der berühmten gleichnamigen Apotheke (1010, Bognergasse 9).

Die oben abgebildete, 1906 in der Rustenschacherallee 30 erbaute Villa zählte zu Laskes letzten architektonischen Arbeiten. Allerdings wurde sie etwas mehr als zwei Jahrzehnte später, 1932 nämlich, im Auftrag der Grafen Heriot von Fritz Reichl umgebaut. Kurz danach erfolgte im Garten auch die Errichtung des legendären Gästehauses (mehr dazu hier und hier) durch die Bauhaus-Absolventen Friedl Dicker (ermordet in Auschwitz) und Franz Singer. Krieg und Bomben überlebten die Gebäude zwar, nicht jedoch die daran anschließende Bautätigkeit: 1960 wurden Villa und Gästehaus abgerissen.

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