Wer niemals in Witkowitz gewesen ist, kann nicht ermessen, welchen
gigantischen Umfang diese Unternehmung besitzt. Sie umfasst eine ganze
Stadt, die größer als beispielsweise Znaim ist und die tief in das Weichbild
Mährisch-Ostraus ihre eisernen Arme hinüberstreckt.
Aus: Das Mammutwerk Witkowitz (Die moderne Welt, Heft 6, 1924. Online auf anno)
Aus mysteriösen Gründen sind die riesigen Witkowitzer Eisenwerke, die sich bis zu ihrer »Arisierung« im Besitz der Wiener Familien Rothschild und Gutmann (siehe Text zu Rositta Gutmann, Rustenschacherallee/Böcklinstraße) befanden, in Österreichs kollektivem Gedächtnis kaum präsent. Zu Unrecht: Einst war diese mährische Unternehmung von großer wirtschaftlicher Bedeutung – sowohl für die Donaumonarchie als auch für die 1. Republik – und beschäftigte zeitweise mehr als 30.000 Menschen. Selbst die Geschichte der heimischen Bahn wäre ohne Witkowitz/Vitkovice, das, so der Plan in den Pioniertagen der nunmehrigen ÖBB, mittels rascher und leistungsfähiger Lokomotiven an Wien angeschlossen werden sollte, anders verlaufen. Die tschechische Nationalbibliothek hat im Zuge ihres Digitalisierungsprojekts nun zwei Foto-Broschüren der Eisenwerke online gestellt. Die erste stammt aus dem Jahr 1914, als Heinrich Wiedmann (ca. 1843-1916), der viele Jahre erfolgreich als Prokurist die Agenden der Gebrüder Gutmann vertrat, gemeinsam mit seiner Familie die Villa in der Böcklinstraße 35 bewohnte (seine Witwe wird auch nach seinem Tod dort ansässig bleiben). Die zweite, hier in kleinem Maßstab abgebildete, wurde 1928 publiziert und präsentiert, ähnlich wie schon das Büchlein aus 1914, neben den einzelnen Aspekten der Eisenproduktion auch mehrere dem Werk angeschlossene Arbeiter-Wohnhäuser, Ambulanzen und Erholungsheime sowie eine Schule und ein Waisenhaus. Eine Dekade später, nach dem »Anschluss« 1938, wurde Louis Rothschild unter anderem auch eben dieser Eisenwerke wegen – ihre Besitzanteile sollten den Familien Rothschild und Gutmann abgepresst werden – von der Gestapo am Wiener Morzinplatz ein Jahr in Haft gehalten.
(Update vom 2. Mai 2019: Das Volkskundemuseum Wien stellte kürzlich ein um 1904 entstandenes Werksalbum der Witkowitzer Bergbau- und Eisenhütten-Gewerkschaft als Digitalisat online. Die faszinierende Publikation enthält 35 Heliogravüren und präsentiert sowohl Außen- als auch Innenansichten der Eisenwerke. Link zum Digitalisat: www.volkskundemuseum.at/publikationen/publikation?publikation_id=1555220542167)
Broschüre 1914: Link | Broschüre 100 Jahre Eisenwerk Witkowitz, 1928: Link
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imam knjigo dnevnik 100 jahre eisenwerk
witkowitz 1828-1928 dnevnik opisuje koliko se je delalo in vse poslikano v obdobju 100 let
če koga zanima ta dnevnik lahko odpiše na moj emajl lp..