»Ich bin kein Held, ich bin Komponist.« Hanns Eisler, Schüttelstraße 19a (ab 1909)

Ich kenne den Mann recht gut, er ist hoch gebildet, geistvoll, im Gespräch sehr amüsant, und oft habe ich mich mit ihm, namentlich über Wagner, glänzend unterhalten. Als Musiker ist er, nach dem Urteil all seiner Kollegen, ersten Ranges.
– Thomas Mann über Hanns Eisler, 1947

Aber es ist wirklich zu dumm, dass erwachsene Menschen, Künstler, die wahrhaftig Besseres zu sagen haben sollten, sich mit Weltverbesserungstheorien einlassen, obwohl man ja aus der Geschichte wissen kann, wie all das ausgeht. Wenn ich etwas zu sagen hätte, würde ich ihn wie einen dummen Jungen übers Knie legen und ihm 25 heruntermessen und ihn versprechen lassen, dass er nie mehr seinen Mund aufmacht und sich auf Notenschreiben beschränkt. Dafür hat er Talent und das andere soll er andern überlassen.
– Arnold Schönberg über Hanns Eisler nach dessen Verhör vor dem House Committee on Un-American Activities, 1947

Laut Charlie Chaplin wie einem Shakespeare’schen Königsdrama entsprungen: Die
Geschwister Hanns, Ruth Elfriede und Gerhart Eisler.

Es war die eigene Schwester. Als die einst linksradikale und 1936 von Stalin zum Tode verurteilte Elfriede Friedländer (geb. Eisler, Kampfname: Ruth Fischer, weitere Decknamen siehe hier) 1947 vor dem House Committee on Un-American Activities (HCUA) erschien und ihre Brüder … WEITERLESEN.

Karl Kraus über die Bahn Wien-Pressburg, 1914

Am 5. Februar 1914 wurde die an der Weißgerber- sowie an der Erdberger Lände verlaufende Eisenbahnstrecke Wien-Pressburg (inklusive der Station Sophienbrücke/Rotundenbrücke) feierlich eröffnet. Auch Karl Kraus (1874-1936) zeigte sich an diesem Ereignis höchst interessiert. Nachfolgender Text erschien im März 1914 in der Fackel.

Die elektrische Bahn Wien-Pressburg ist eröffnet worden

das ist praktisch. Mitglieder des Wiener Männergesangvereins trugen dabei einen Chor vor, das ist unpraktisch. An der Eröffnungsfahrt nahmen teil die Inspektoren Edelstein und Kronos, das ist interessant, wiewohl der letztere nicht identisch oder verschwägert ist. In Pressburg angelangt, bemerkte einer, dass dort 1277 Ladislaus IV. mit König Rudolf jenen Bündnisvertrag geschlossen habe, auf Grund dessen die Schlacht bei Dürnkrut gewonnen wurde, und dass dorthin, nach Pressburg, Ferdinand I. nach der Schlacht bei Mohacs seine Residenz verlegte. Das ist lückenhaft, weil in Pressburg auch der Professor Bernhardi aufgeführt werden sollte. Der österreichische Eisenbahnminister hielt drei Reden, eine bei der Abfahrt des Zuges, eine an der Grenze und eine beim Ziel. Das ist viel. „Man hat sich schließlich gesagt“, meinte er, „es kann nicht Sache der Regierung sein, den technischen Fortschritt aufzuhalten, und was das Interesse der Allgemeinheit ist, ist schließlich auch das Interesse des Staates.“ Das ist einsichtig. Ein anderer WEITERLESEN.

Der Nebel lichtet sich: Doderer und die Villa Rasper

Anlässlich der Wiener Festwochen 2010 widmete sich das Bezirksmuseum Landstraße dem sehr lobenswerten Unterfangen, Schauplätzen aus Heimito von Doderers Romanen nachzuspüren. Wiewohl im Zentrum der Recherche der dritte Bezirk stand, überquerten die an dieser nicht unaufwändigen Unternehmung beteiligten Mitarbeiter dankenswerterweise auch den Donaukanal und konnten – große Freude! – unter anderem Näheres zur Villa Rasper eruieren.

Villa Rasper, Fassadenskizze, 1875

Die einst in der Böcklinstraße zwischen Sellenygasse und Tiergartenstraße angesiedelte Villa ist ja jenen, die schon seit längerem im Viertel ansässig sind, nach wie vor ein Begriff. Dennoch mangelte es seltsamerweise an konkreten Informationen zu diesem Gebäude. Nun lichtet sich der Nebel ein wenig: Laut Einreichplan von 1875 wurde es von der 1835 im russischen Tambow geborenen Fürstin Adelaide von Mordwinow in Auftrag gegeben, die wohl, so erzählen die Literatur-Forscher aus dem Bezirksmuseum, eine »interessante und schillernde Persönlichkeit« gewesen war. Vertraut man auf Berichte von Zeitzeugen, so setzte ihr Doderer (1896-1966), obwohl er die Fürstin persönlich nicht gekannt hatte, in seinen Frühwerken Jutta Bamberger (verfasst 1923; aus dem Nachlass veröffentlicht) und Die Bresche (1924) als »Adelaide Petrowna Fürstin Masunow« auch ein literarisches Denkmal. »Das kleine Palais der Fürstin Masunow lag weit vom Zentrum in der Villenvorstadt … der Park ringsherum verlieh … WEITERLESEN.