Anfahrt inklusive: Per Schiff zum Fortuna-Bad am Schüttel, 1867

Besucher der Wiener Festwochen wissen, dass ein Ticket auch die Nutzung der Wiener Linien beinhaltet: Hin- und Rückfahrt sind gratis. Im Bestreben, Gäste in seine Badeanstalten am Schüttel (Fortuna-Bad) und am Kaiserwasser (Concordia-Bad) zu locken, hatte Filipp Fechner 1867 eine ähnliche Kooperation gestartet, wobei der findige Unternehmer bezüglich der Anfahrt zum Schüttel auch den Schiffsverkehr in seine Pläne inkludierte:

»Zur größeren Bequemlichkeit des P. T. Publikums hat der Eigenthümer beider obgenannten Badeanstalten mit mehreren Omnibus-Unternehmungen einerseits, so wie mit der Luftschifffahrts-Gesellschaft anderseits das Übereinkommen getroffen, die Badekarten in Verbindung mit der jeweiligen Hinfahrt zu bringen. Es kostet daher 1 Badekarte mit vollständiger Wäsche für das Fortuna-Bad inklusive der Hinfahrt mit dem Schiffe 30 kr., 1 Badekarte für das Concordia-Bad, mit vollständiger Wäsche, inclusive Fahrt zum Bade pr. Omnibus von den Vorstädten und der innern Stadt 40 kr., vom Praterstern nur 35 kr.«

inserat-fortuna-bad-am-schüttel-1867
Inserat in: Wiener Sonn- und Montagszeitung, 1. September 1867. Online auf anno.

Emil Mayer: Eistreiben am Donaukanal bei der Franzensbrücke, ca. 1917/18

Emil Mayer: Eistreiben am Donaukanal, ca. 1917/18
Emil Mayer: Eistreiben.

Wie so viele Anrainer war offenbar auch Fotopionier Emil Mayer ein passionierter Beobachter des Donaukanals, konkret: von dessen saisonal bedingtem Antlitzwechsel. In der Photographischen Korrespondenz, Ausgabe Jänner 1918, findet man nämlich unter anderem ein von ihm angefertigtes, mit Eistreiben betiteltes Foto. Tatsächlich handelt es sich um eine Aufnahme des Donaukanals an der Franzensbrücke, um Mayers unmittelbare Nachbarschaft also, wohnte der Fotograf doch bis zu seinem Selbstmord (8. Juni 1938) im Haus Böcklinstraße 12.
Berührend an diesem Foto ist zudem auch Mayers nachvollziehbare Entscheidung, das am Landstraßer Donaukanalufer befindliche Gebäude Dampfschiffstraße 18/Radetzkystraße 24-26 in seine düster-melancholische Komposition einzugliedern. Links im Bild ist es schemenhaft und schneebedeckt zu sehen, jenes faszinierende Eckhaus, das von 1847-1849 entstand, laut Architektenlexikon (Architekturzentrum Wien) eine »sehr frühe und zukunftsweisende formale Lösung« darstellt und somit einen nicht unwesentlichen Rang in der hiesigen Stadtlandschaft einnimmt: »Die einheitliche architektonische Gestaltung mit betonter Ecke intendiert bereits die für Wien typische Blockverbauung, und auch die dominierende Eckansicht wird später zu einem Charakteristikum der Stadt.« Schon einige Jahre nach seiner Errichtung wird es übrigens mit dem Leopoldstädter Tempel und dem 2. Nordbahnhof ein interessantes architektonisches Dreieck bilden. Als Architekt des Gebäudes ist zwar Josef Kastan WEITERLESEN.