»Ich klage deshalb Herrn Karl Kraus an.« Leopold Spitzer, Schüttelstraße 51 (1901, 1902)

Ein Mann sieht rot: 1901 startete Karl Kraus via Fackel einen erbitterten Feldzug gegen »humoristische« Wiener Zeitschriften.

Im Mai 1901 machte Leopold Spitzer eine betrübliche Entdeckung: Er war ins Fadenkreuz geraten. »Kolorierte Pestbeulen der Journalistik«, »ekelhaft«, »humorfrei«, »Fachblätter für die Interessen der Prostitution« – in der neuen Ausgabe der Fackel wurde die Armada der Wiener Witzblätter mit höchst despektierlichen Attributen belegt und Spitzer, Herausgeber der solcherart diffamierten Zeitschrift Die Wespen, reagierte empört. Doch was tun gegen diese, aus seiner Perspektive, bösartige Brandrede? Spitzer wählte eine auch heute in Medienkreisen gern genutzte Taktik: Er ging vor Gericht.

Very british: Aktie der Wiener Riesen Rad Limited, 1898

Zwischen Jänner und April 1898 erschien im amerikanischen Wochenmagazin Collier’s mit The Turn of the Screw eine schaurige Novelle rund um zwei Kinder und deren Nanny, die ihrem finanziell etwas klammen Verfasser dringend benötigtes Geld in die Kassen spülen würde. Doch während Henry James, der feinsinnige New Yorker, den es nach London verschlagen hatte, in seinem intelligent konstruierten Text die »Schraube« (engl. screw) als Metapher einsetzte, war sie für Walter Basset, der 1897 sein Wiener Riesenrad eröffnet hatte, sehr real und wesentliche wirtschaftliche Grundlage. Nun, am 21. März 1898, brachte der innovative Brite, der im mächtigen und etwas düsteren Watermouth Castle (Devon, Großbritannien) aufgewachsen war – das seit der Erbauung im Familienbesitz befindliche Schloss hätte Henry James durchaus als Vorlage dienen können! – Aktien der Wiener Riesen Rad Limited unters Volk. Für den Druck der aufwändig gestalteten Wertpapiere war das in London angesiedelte Traditionsunternehmen Waterlow & Sons zuständig, eine im viktorianischen Zeitalter sehr erfolgreich agierende Firma, die 1810 gegründet worden war, viele Aufträge für das boomende britische Transportwesen erledigte und sich nach wie vor im Besitz der Familie Waterlow befand.